Es gibt keine nachhaltigen ETFs – Ein neuer Blickwinkel

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein ETF eigentlich?

Ein ETF, kurz für „Exchange Traded Fund“, ist ein Investmentfonds, der direkt an der Börse gehandelt wird. Er bildet meist einen Index wie den MSCI World oder den DAX nach, sodass Anleger:innen mit einem einzigen Produkt in eine Vielzahl von Unternehmen investieren können. Diese Art der Geldanlage ist besonders beliebt, weil sie kostengünstig, transparent und leicht zugänglich ist. Doch gerade diese Passivität ist es, die bei nachhaltigen Ansprüchen an ihre Grenzen stößt.

Welche ETF-Typen gibt es?

ETFs lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden. Besonders relevant für nachhaltige Geldanlagen sind die folgenden Typen:

  • Breit diversifizierte Standard-ETFs: Sie folgen etablierten Indizes wie dem MSCI World oder dem S&P 500.
  • Branchen- und Themen-ETFs: Diese ETFs konzentrieren sich z. B. auf Technologie, Gesundheit oder grüne Energien.
  • Nachhaltigkeitsorientierte ETFs: Sie integrieren ESG- oder SRI-Kriterien, die bestimmte soziale oder ökologische Standards setzen.

Wie viele „nachhaltige“ ETFs gibt es?

Der Markt für sogenannte nachhaltige ETFs ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. In Deutschland sind inzwischen weit über 150 dieser Produkte verfügbar. Sie unterscheiden sich jedoch erheblich in ihrer Methodik und den zugrunde liegenden Nachhaltigkeitsstandards. Nur ein Bruchteil dieser ETFs würde auch bei strengeren ethischen oder ökologischen Maßstäben als wirklich „nachhaltig“ durchgehen.

ESG vs. SRI: Was macht nachhaltige ETFs aus?

Die Begriffe ESG (Environment, Social, Governance) und SRI (Socially Responsible Investing) tauchen im Zusammenhang mit nachhaltigen ETFs besonders häufig auf. Doch was genau steckt dahinter?

1. Best-in-Class-Strategie

Bei dieser Strategie werden aus jeder Branche die Unternehmen ausgewählt, die beim Thema Nachhaltigkeit im Branchenvergleich am besten abschneiden. Problematisch: Auch „beste“ Unternehmen einer klimaschädlichen Branche wie der Ölindustrie können in einem ETF landen.

2. Kombination aus Best-in-Class und Negativkriterien

Zusätzlich zum Branchenvergleich werden bestimmte Unternehmen oder ganze Sektoren ausgeschlossen – etwa Waffenhersteller oder Kohleunternehmen. Dies erhöht den Anspruch an Nachhaltigkeit, bleibt aber oft lückenhaft.

3. Best-in-Transition-Ansatz

Hier wird in Unternehmen investiert, die sich nachweislich auf dem Weg der Verbesserung befinden. Dieser Ansatz ist zukunftsorientiert, aber auch mit Unsicherheiten behaftet.

4. SRI-Label bei ETFs

Einige ETFs tragen das SRI-Siegel. Diese Produkte verfolgen meist strengere Ausschlusskriterien und setzen auf Unternehmen mit umfassender sozialer und ökologischer Verantwortung. Allerdings gibt es auch bei SRI-Produkten Unterschiede in der Qualität der Kriterien.

5. Ein Blick auf den ETF der Umweltbank

Die UmweltBank hat einen eigenen ETF entwickelt, der streng nach nachhaltigen Richtlinien konzipiert wurde. Der Fokus liegt hier auf Unternehmen, die zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) beitragen. Ein positives Beispiel – aber die Ausnahme, nicht die Regel.

ETFs sind kostengünstig, aber mit Einschränkungen

ETFs zeichnen sich durch geringe Verwaltungsgebühren aus, was sie besonders attraktiv macht. Doch genau diese Passivität bedeutet auch, dass keine aktive Einflussnahme auf die Unternehmenspolitik erfolgt. Damit fehlt oftmals das Engagement, das für echte Veränderung in Unternehmen notwendig wäre.

Was bedeutet Engagement im Investmentkontext?

Engagement meint die aktive Rolle von Investor:innen: Sie suchen den Dialog mit Unternehmen, stimmen auf Hauptversammlungen ab oder stellen kritische Fragen. Bei vielen ETFs, insbesondere großer Anbieter, bleibt diese Form der Einflussnahme schwach oder findet gar nicht statt.

Eine echte Alternative: Aktiv gemanagte Fonds

Wer mehr Einfluss nehmen und gezielter in nachhaltige Unternehmen investieren möchte, sollte sich aktiv verwaltete Fonds anschauen. Diese Fonds ermöglichen es den Manager:innen, Unternehmen gezielt auszuwählen oder auszuschließen und Nachhaltigkeitsziele durch aktives Engagement zu verfolgen.

Fazit: Gibt es wirklich nachhaltige ETFs?

Nachhaltige ETFs gibt es viele, doch nur wenige werden den hohen Ansprüchen an echte Ökologie und Ethik gerecht. Anleger:innen sollten sich nicht von grünen Etiketten blenden lassen, sondern die Kriterien und die Zusammensetzung der Fonds genau prüfen. Als Beimischung im Portfolio können sie sinnvoll sein, aber für konsequent nachhaltiges Investieren bieten aktiv gemanagte Lösungen mehr Steuerungsmöglichkeiten.

Tipp 1: Genau hinsehen

Vergleichen Sie die ESG- und SRI-Kriterien verschiedener ETFs. Viele Unterschiede sind erst auf den zweiten Blick erkennbar. Nutzen Sie unabhängige Datenquellen zur Bewertung von Nachhaltigkeit.

Tipp 2: Mischung als Strategie

Kombinieren Sie verschiedene Investmentformen. Ein Mix aus nachhaltigen ETFs und ausgewählten aktiven Fonds kann sowohl finanzielle als auch ethische Ziele in Einklang bringen.

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