Der universelle Plan
Und jetzt noch Pläne schmieden?
Im Alltag haben die meisten Leute genug um die Ohren. Nach getanem Werk legt man die Füße hoch. Entspannt. Das englische Wort „Recreation“ beschreibt die Tätigkeiten, die unter dem deutschen „Feierabend“ zu verstehen sind sehr gut: Freizeitbeschäftigung, Hobby, Erholen, Entspannen, Pause. Niemand hat Lust sich während dieser Tageszeit noch mit Zahlen, Tabellen, Plänen, Kontrolle oder Geld zu beschäftigen. Das nehme ich dir hiermit gerne ab.
Was gibt es denn zu planen?
Jedermanns Leben hat drei große „Fristen“ oder „Zeithorizonte“.
1. Kurzfristig: Was mach ich heute, morgen, übermorgen, nächste Woche, diesen Monat mit meinem Geld?
2. Mittelfristig: Werden das Haus, das Auto, die Reise, Kinder in fünf bis fünfzehn Jahren ein Thema sein?
3. Langfristig: Ab wann und wie genieße ich meinen Ruhestand?
Wie soll ich planen ohne zu wissen was passiert?
Wer weiß schon, wann er eine Lohnerhöhung bekommt oder wie sich die Preise entwickeln. Das klingt unheimlich anstrengend permanent alles im Auge zu behalten und auf den Euro genau für alles zu planen. Das Jonglieren mit Zahlen hab ich schon in der Schule nicht leiden können und sogar Einstein war schlecht in Mathe (Funfact: das stimmt übrigens nicht. Damals war die Note „6“ das Prädikat „sehr gut“).
Wie sieht also der universelle Plan aus?
Damit wir nicht in absoluten Zahlen denken, die sich permanent verändern und der Plan unabhängig vom Einkommen aufgeht müssen wir in Relationen denken – Prozente sind relativ.
Lebenshaltung:
Die meisten Menschen haben einen gewissen Block an Fixkosten, seien sie nun monatlich oder jährlich. Nahrung, Kleidung, Wohnung, Nebenkosten, Handy, Streaming, Versicherungen, Mobilität – all das (und mehr) kann man zur Lebenshaltung zählen. Bei der Mehrzahl der Menschen beläuft sich dieser Block auf ca. 50%-70% ihrer Nettoeinkünfte. Liegst du darunter? Super! Liegst du darüber? Dann kann man vielleicht mal einen Kassensturz machen und nach Einsparpotential suchen. Im schlechtesten Fall bleiben also noch 30% deines Einkommens übrig, um es auf die drei Fristen zu verteilen.
Kurzfristig:
10% deines Einkommens kannst du ohne schlechtes Gewissen im Hier und Jetzt verwenden. Das wird nicht jeden Monat passen, denkt man einmal an den Dezember mit den ganzen Weihnachtsgeschenken oder die vielen Geburtstage im Sommer, aber im Jahresdurchschnitt sollte das hinkommen. 10% sind also als „Spaß“ für dich – heute.
Mittelfristig:
10% deines Einkommens kannst du für die nähere Zukunft sparen. Angefangen bei der Bildung eines Notgroschens von ca. zwei bis drei Nettomonatseinkommen. Ist das geschafft, solltest du dich umsehen, nach Möglichkeiten dein Geld arbeiten zu lassen. Ob die Lösung Aktien, P2P Kredite, Fonds, ETFs oder Kryptowährung heißt, sei an dieser Stelle dir überlassen, da sich jede dieser Kategorien in Zeitaufwand, Chancen und Risiken unterscheiden (bitte mach keinen Bausparer).
Langfristig:
Die letzten 10% deines Einkommens kannst du für den Ruhestand anlegen. Da du hier über einen sehr langen Anlagehorizont verfügst, spielt der Zinseszins eine erhebliche Rolle. Hier bieten sich vor allem ETFs an.
Also soll ich jetzt vier Konten einrichten und permanent beäugen? Wie genau du das löst, ist natürlich sehr individuell. Vor allem ist es wichtig, dass du den Lösungsweg gehst, der für dich mit den wenigsten „Schmerzen“ verbunden ist. Ob du ein Haushaltsbuch führst, alles in eine Exceltabelle schreibst oder einfach nur verschiedene Apps auf dem Handy hast – du musst den Weg finden, den du auch die nächsten Jahre problemlos gehen kannst.
Ein Beispiel:
Du bist 25 Jahre alt und verdienst 2.000€ Netto im Monat.
1.400€ gibst du monatlich für deine Wohnung, dein Auto, dein Leben etc. aus.
200€ gibst du im Jahresdurchschnitt monatlich für Partys, Essen gehen und deine Hobby aus.
200€ schiebst du per Dauerauftrag an ein Konto ohne Kontogebühren, bis du 5.000€ dort angesammelt hast. Danach sparst du 200€ monatlich in verschiedene Fonds, die auf 10 Jahre 6% p. a. erwirtschaften.
200€ gehen in deine Altersvorsorge mit ETFs – aus den Augen, aus dem Sinn. Auch hier sind 6% nach allen Kosten p. a. zu erwarten.
Was bedeutet das in der Praxis?
Du führst heute deinen Partner mal schön zum Essen aus – alles gut, weil das Spaßkonto gedeckt ist. Wenn dann morgen gleichzeitig deine Waschmaschine und dein Auto repariert werden müssen, greifst du auf deinen Notgroschen zurück und hältst den Plan weiter ein. In 10 Jahren hast du etwas mehr als 32.000€ in deinem Fondsdepot als Anzahlung für dein Haus, die große Reise oder die fette Hochzeitsfeier. Mit 67 gehst du entspannt in den Ruhestand mit 435.000€ auf der hohen Kante.
Mir ist durchaus bewusst, dass der Plan hier sehr vereinfacht dargestellt ist. Steuern, Inflation, Einkommensveränderungen nach oben oder unten fehlen. Aber dafür hast du hier eine realistische Schablone, die du über deine tatsächliche Situation legen kannst. Bei einer Anpassungen deiner Daueraufträge z. B. ein mal im Jahr, brauchst du nicht mehr als fünf Minuten um alles auf den neusten Stand zu bringen. Und zu guter Letzt: „Budder bei die Fische“, es ist erheblich mehr Planung als die Mehrzahl der Menschen für ihren Umgang mit Geld je in der Schule gelernt haben.
In Folgenden Beiträgen vergleichen wir Anlagen und geben weitere nützliche Tips und Tools, die dich deinem angestrebten Ziel näherbringend.